MOICTANI (Fiasko Ltd.) aus Vevey lässt dich mit ihrem verschliffenen Bedroom Pop leicht verschlafen die Waadtländer Riviera entlang schwelgen. Sie bricht die Fasson des Chansons harmonisch, singt diese auf Spanisch. Live im Duo mit Patrick Chevalley am Bass, begleitet von der Drum Machine, sammeln sich da verspielt Sedimente an. Dabei entsteht gerade so viel Krautrock, dass HARVEY RUSHMORE & THE OCTOPUS (Taxi Gauche Records) mühelos übernehmen können. Sie ziehen das aufgestaute Material weiter, suhlen sich im Schutt ihrer Ursprünge. Das Quartett aus Basel mischt psychedelische Garage-Rock- und Surfklänge der 1960er Jahre mit treibenden Beats der 1970er und verführt dazu, Überliefertes hinter dir zu lassen. Wobei die Fliessrichtung dabei immer weniger klar wird, sodass sich Überschüssiges im Laufe der Zeit an einem Punkt verdichtet. Den aufgetürmten Schwemmkegel tragen die AUTOBAHNS (Cuerdas Fuera Records) ab. Was heisst hier abtragen – die Band aus Lugano löst ihn vielmehr auf. Als grobes Gemisch aus allem, was im zeitgenössischen Lofi-Underground-Punk gerade keimt, nagt dieser Weird-Punk am angeschwemmten Festen, ist beissend wie Aceton und ebenso schwer zu fassen. Die schmerzhaften Risse, die dir hiervon bleiben, bilden gleichzeitig Nährboden zur Synthese. MS HYDE aus Zürich weiss diesen geschickt zu nutzen. Zehn Jahre war sie Kuratorin der Konzertreihe «Bukowski» in der Bar3000, bevor sie sich Anfang des Jahrzehnts entschieden hat, sich dem Gemüse in einem Quartierladen zu widmen. Schön, hat sie nicht ganz mit dem Nachtleben abgeschlossen. Ihr Vinyl der 1950er, 1960er und 1970er Jahre ist ausgelegter Humus, auf dem sie dich mit einem Hit gedeihen lässt, bloss um dir immer wieder mit was Unbekanntem die Richtung vorzugeben, wie die Frühlingssonne frisch kultivierten Setzlingen.