Während zehn Jahren, von 1986 bis 1996 versetzte der Ausnahmegitarrist Caspar Brötzmann, im Verbund mit Eduardo Delgado Lopez am Bass und dem Schlagzeuger Danny Arnold Lommen, zuvor mit der holländischen Gruppe Gore unterwegs, als Massaker die Membrane von Lautsprechern und Trommelfellen mit gewaltigen akustischen Gewittern in Schwingung. An der Gitarre ein Autodidakt, entwickelte der Sohn des renommierten Free Jazz-Pioniers Peter Brötzmann nicht nur seine eigene Technik, die ihm oft Vergleiche mit Jimi Hendrix einbrachte, auch musikalisch erschloss er mit seiner Band Neuland. Ein Hybrid aus Metal, Industrial, Tribal-Rhythmen, Noise und Jazz-Elementen, bestand eine Verwandtschaft allenfalls mit Gruppen wie Sonic Youth, Einstürzende Neubauten, The Ex oder Killing Joke. So hat Brötzmann auch in der Zeit, da er solo unterwegs war, mit FM Einheit (Einstürzende Neubauten) und Martin Atkins (Killing Joke, Pigface, Ministry) zusammengearbeitet, ebenso mit Leuten wie Diamanda Galas, Page Hamilton (Helmet) und Sibylle Berg. Nach den fünf Alben «The Tribe» (1987), «Black Axis» (1989), «Der Abend der schwarzen Folklore» (1992), «Koksofen» (1993) und «Home» (1995), auf Labels wie Rough Trade, Thirsty Ear, Blast First/Mute erschienen, war es also lange Zeit still um das Trio, welches erst letztes Jahr auf Einladung der Zeitschrift Spex in deren Veranstaltungsreihe «Elektroakustischer Salon» in Berlin ein Comeback gab. Diesen Frühling nun brillierten Massaker am Roadburn-Festival in Tilburg, wo sie am von Sunn 0))) kuratierten Abend sowohl alte Fans begeisterten, als auch einer jüngeren Generation zur Neuentdeckung wurden, worauf es hiess, ihr Sound hätte an Soul und Tiefe gewonnen, sei kraftvoller denn je – eigentlich würde jetzt bloss noch eine Scherbe mit dem neuen Material fehlen.