Drei musikalisch ähnlich gelagerte Projekte aus Lyon werden vom Label Jarring Effects auf ausgedehnte Europatour geschickt, denen gemeinsam ist, dass sie alle kürzlich ihr drittes Album veröffentlicht haben, und dass ihr Sound musikalisch nicht kategorisierbar ist, oszillierend zwischen Dub, Ragga, Hip Hop, Drum’n’Bass, Worldmusic, Jazz und Elektronik, dabei ihren jeweils eigenen Stil prägend.
Le Peuple de l’Herbe begannen als Duo zweier DJs, die vom Hip Hop her kamen, und bald um einen Drummer und einen Trompeter verstärkt wurden. In dieser Besetzung erschien 2000 das Debut-Album «Triple Zero» auf ihrem eigenen Label Supadope.
Im Spannungsfeld, das von den DJs geschaffene Material live umzusetzen, und auf der Bühne Erprobtes wiederum im Studio zu verdichten, schaffen sie einen explosiven Cocktail aus Jungle, Hip Hop, Funk, Ragga, Dub, Breakbeat und Drum’n’Bass, gewürzt mit einer gehörigen Portion Humor.
Hatte schon ihr Album-Debut durch aufsehenerregende Verkaufszahlen, verschiedene Preise, darunter als bester Live-Act Frankreichs, auf sie aufmerksam gemacht, wurde das Projekt auch durch ausgiebige Live-Präsenz, unter anderem mit der Asian Dub Foundation und dem «Godfather of Dub» Adrian Sherwood, weitherum bekannt.
Gleichzeitig hat auch die Bühnen- und Studio-erprobte Zusammenarbeit an ihrer Musik geschliffen, sie virtuoser werden lassen, ohne dass sie an Unberechenbarkeit verlieren würde, wie auf dem diesen Frühling erschienen dritten Album «Cube» nachzuhören ist, welches unter anderem mit einer Zusammenarbeit mit Puppetmastaz aufwartet.
Auch das fünfköpfige Projekt High Tone hat kürzlich das dritte Album «Wave Digger» (Jarring Effects) herausgebracht. Mit Ez3kiel, Zenzile, Improvisators Dub, mit welchen sie das Album «Highvisators» produziert haben, und anderen Projekten, gehören sie zum Kern der keimenden «Hexagonalen Elektro Dub-Szene» Frankreichs.
Mit Bezug auf die Urväter King Tubby und Lee «Scratch» Perry, die den Stil für die B-Seiten von Reggae-Singles in den 60er Jahren kreiert hatten, wenden sie deren Studio-Techniken an unter Einbezug der aktuellen elektronischen Stile, insbesondere der für den Dancefloor kreierten.
Besonders auf ihrer letzten Veröffentlichung sprengen sie dabei den Rahmen des für Dub-Puristen zulässigen, verweben in die süffigen Grooves ihrer Instrumentalmusik Samples asiatischer und orientalischer Musik, verwenden Industrial- und Soundtrack-Elemente. Den psychedelischen Touch ihres akustischen Outputs unterstützen sie mit Live-Visuals, die ihre Auftritte zum Erlebnis machen.
Auch ihre fünf Label-Kollegen von Mei Tei Sho sind weitgehend dem Dub verpflichtet, und kennen keine Grenzen, indem sie zum Beispiel mit der traditionellen Gruppe Ganoub aus Ägypten das Projekt «Sandelaya» starteten.
Ihr Name bezieht sich auf den chinesischen Ausdruck für einen Trancezustand, der durch den Überkonsum von Reis verursacht wird, was sie sich zur Formel gemacht haben: Sich entwickeln, sich wiederholen. Sich wiederholend, ohne stehenzubleiben, sich entwickelnd, ohne das Vergangene auszulöschen.
Den Begriff Dub vermeidend, nennen sie ihr Ding «Afro Jungle Jazz», und meinen damit das schwelgerische Durchsegeln von Afro-Beat und Jungle mit Ausflügen in den Jazz, Traditionen Afrikas, die sich der Elektronik öffnen, an Vinyl-Scratches reiben, mit Dub vermischen, und in jazzigen Improvisationen ausleben, getragen durch die Stimme, die mit ihren No-Nonesense-Lyrics das Terrain zusammenhält.