Dass Schönheit und Horror dasselbe seien, ebenso wie Liebe und Hass? In Bezug auf XIU XIUs Musik kann man das so stehen lassen. XIU XIU (sprich: Schu-Schu), machen Antipop voller Hingabe, Dramatik und Dekadenz. Postrock, Synthie-Noise, Singer/Songwriting und Dutzend weitere Klangwelten mit einer Tristesse total. Konträr zur relativ leichten Verdaulichkeit der Musik steht seine inhaltliche Verschärfung. Jamie Stewarts Lieder stecken voller Brutalität und sind dafür bekannt, dass er sich ähnlich wie Antony nur in die ganz großen Dramen wirft – was vorzüglich zu seinem einzigartigen Stimmorgan passt. Und so wie sich beim Noise immer wieder die fragilsten, schönsten melodischen Momente entblättern, stecken hinter Stewarts Texten voller Gewalt stets die Romantik und Poesie. Seit den Anfängen ist er Kopf und Songwriter des Bandprojekts XIU XIU, das im Jahr 2000 im kalifornischen San José gegründet wurde. Mittlerweile ist Angela Seo ein weiteres wichtiges Mitglied der stetig wechselnden Bühnenformation und Co-Produzentin des neuen und vierzehnten Studioalbums „Forget“. Das Album wurde in einer Phase unglaublicher Produktivität aufgenommen: XIU XIU – noch im Studio zu „Forget“, veröffentlichten nebenbei das hoch gelobte „Xiu Xiu – Plays the Music of Twin Peaks“. Sie komponierten Musik für Filme von John Cameron und Kunstinstallationen von Danh Vo, nahmen ein Album mit Merzbow auf und erarbeiteten eine experimentelle Version von Mozarts Zauberflöte. Produziert wurde „Forget“ u.a. von John Congleton, Greg Saunier (Deerhoof) und Angela Seo. Albumgäste sind der minimalistische Komponist Charlemagne Palestine, Swans-Gitarrist Kristof Hahn und die legendäre Dragkünstlerin und persönliche Heldin von XIU XIU, Vaginal Davis. Dazu VERENA VON HORSTEN: Ihre Songs sind Stationen auf dem Weg aus der Dunkelheit. Haltestellen der Verzweiflung – manchmal. Kraftorte – oft. Eindringliche Reden an eine Gesellschaft, die sich von seelisch Verwundeten abwendet – immer. Ihre Lieder sind das Protokoll eines tiefen Falls. Und einer Auferstehung. „Alien Angel Super Death“ ist ihr zweites Album, geschrieben, produziert und aufgenommen wurde es über weiteste Strecken von ihr selbst. Es ist eine eindringliche musikalische Dokumentation der komplexen Prozesse, die sie in den Jahren, nachdem ihr Bruder Hakon an Suizid starb, durchlebte. Die zehn Kompositionen sind keine leichte Kost. Die schweren Synth-Rock-Nummern und die in allen Facetten enorm präsente Stimme von VERENA VON HORSTEN fordern volle Aufmerksamkeit.