Sold Out: Anlass ist ausverkauft. Es gibt keine Abendkasse!
Ein Bruch führt nicht zwingend zu Bruchstücken. Er kann auch zum Gegenteil führen, zu einem anderen Ganzen. Im Vermeintlichen liegt überhaupt oftmals das Andere. BAZE und sein neues Ganzes, “Bruchstück”: Beispielhaft. Sein Weg – weg vom Rap, hin zum Dialekt-Blues – schon seit “D Party isch verbii” aufgegleist. BAZE schaffte, was viele zu schaffen versuchen: Er erlangte seine ganz eigene Verve, liess das Juvenile des Hip-Hop über die Planke gehen, ertränkte es in Alkohol, Antidepressiva und anderen hässlichen Substanzen. Resultat: Baze-depri-Verve, signature und scheissgut. Ohne einen verdammten Satz über obsolete Fragen wie “Ist Rap erwachsen zu kriegen?” verlieren zu müssen. Das beweist seine künstlerische Potenz. Die neue Platte, eine Collage düsterer Geschichten – der moderne Mensch unter dem Fallbeil des Zeitgeistes – in ihrer Summe aber natürlich mehr als als ihre Einzelstücke, mehr als blosse Dystopie. BAZE untermalt: Auch desillusioniert, auch depressiv, auch vom Schicksal übelst gepeinigt; den Stolz gilt es zu wahren. Wenn wir kaum mehr kommunizieren können, wenn wir nicht mehr zu lieben wissen, wenn uns die kollektive Überreizung nur noch desorientiert, dann lässt BAZE auf „Bruchstück“ das Leben, „diese beschissen schöne Angelegenheit“, wie er selbst singt, wenigstens verdammt gut klingen. Wunderbar orchestriert von einer Liveband, ist „Bruchstück“ ein musikalisches Husarenstück – warm, organisch und mit dem richtigen Mischverhältnis an Abstraktheit und Eingängigkeit. Weder verkopft, noch banal, dafür auf den Punkt. Das Essenzielle heisst hier Leiden lehren, und zum Unterricht erscheinen wir an der Plattentaufe, im Dachstock natürlich. (txt:üd)