Erst zarte 24 Jahre hat die aus L.A stammende Gavlyn auf dem Buckel, und dabei klingt sie wie ein lupenreines golden-age-kid. Oder vielleicht besser gesagt second-golden-age, denn in der für viele Hip-Hop Heads als bahnbrechendste Zeit geltende new-era anfangs der 90er, wäre sie mit ihrem Rap bestens aufgehoben gewesen. Ihren Beats haftet genau diese Epoche unüberhörbar an und gepaart mit ihrer spokenword beeinflussten raptechnischen Frische, resultiert daraus eine sonore Stimmung und ein Gefühl des Aufgehobenseins, ohne dabei retro-kitschig zu wirken. Als Teil vom Organized Threat Kollektiv setzt Gavlyn sich zudem für eine verstärkte Vernetzung von IndiekünstlerInnen ein und erinnert auch dabei an die Zeit des „real Hip-Hop“. Geprägt vom amerikanischen Soul, durch 70ies Funk imprägniert und independent sozialisiert, positioniert sich Gavlyn angenehm abseits ihrer hier zu nennenden – weil szeneverwandten – Altersgenossinnen Angel Haze oder Azealia Banks. Diese verlieren durch ihre gar offensichtlich anmutenden Mainstream Liebäugeleien, im Vergleich zur Dame aus Los Angeles, leider etwas an Spannung.
Auf ihrer Europatour wird Gavlyn von Oh Blimey begleitet, welche lyrisch und vor allem phonisch auf ganzer Linie zu überzeugen weiss. Zweifellos ist sie ein wahres Versprechen in die Zukunft des Female-Raps! Oh Blimey’s Wurzeln scheinen dabei musikhistorisch noch etwas weiter zurück als Gavlyn’s zu liegen, denn ihr Sound lässt die Liebe zum Blues und Jazz ab und an eindeutig durchscheinen. Dieser Abend verspricht eine geballte Ladung Stimmpower vermengt mit wunderbar-kuschlig-fetten Beats, die uns den kalt-nassen Februar vergessen lassen werden.
Mit mindestens so fetten Beats, der ebenfalls aus L.A. stammende Busdriver, dessen Universum Platz für alle möglichen Einflüsse bietet. Die Kollabo-Liste ist lang und geht von Danger Mouse, Flying Lotus über Modeselektor, Daedelus bis Abstract Rude, Sole, Nacando, Aesop Rock und Danny Brown. Seit Jahren streut Regan Farquhar alias Busdriver Veröffentlichung um Veröffentlichung, Feature um Feature in die Welt und rappt sich dabei in ähnlich hohem Tempo die Wut aus dem Leib. Sein aktuelles Album „Perfect Hair“ ist diesen September auf dem Ninja Tune Ableger Big Dada erschienen. Und während andere Rapper sich verbale Kämpfe über den Anspruch des Hip-Hop Throns liefern mögen, hat Busdriver seine ganz eigene individuelle Perspektive auf das Game. „Where exactly is hip-hop going?/ Did hip-hop have breakfast this morning?/ Does hip-hop have exactly the right body type to pull off that outfit?”. Wild, wahnsinnig ehrgeizig und ein bisschen widersprüchlich, codiert und decodiert er Ideen, Meinungen und Konstrukte, die nur dem Kopf eines Typen wie Regan Farquhar enspringen können. Crazy Shit!