Do-it-yourself währt vielleicht doch am längsten. Denn wo der Künstler überall und jederzeit drinsteckt, sich frei entfalten kann, kommt nicht selten authentische Kunst raus. Wenn anschließend noch MySpace das Ventil ins Netzwerk öffnet, Blogs vor Begeisterung reihenweise kapitulieren, ist der Plattendeal zu Beginn des neuen Jahrtausends schon recht nah. Nach einem rauschenden Dröhnen ertönt nicht nur der erste Piano-Ton von ”The Unknown”, sondern auch die Stimme von Dominique Dillon de Byington. Da ist es wieder, dieses einzigartige Timbre der jungen in Berlin lebenden Künstlerin die mit ihrem 2011er Debütalbum ”This Silence Kills” sowohl Musikpresse als auch Feuilleton gleichermaßen verzückte. Es war lieblich und anziehend genug, um sich als Pop-Platte mit Singer/Songwriter-Leidenschaft zu etablieren und ausreichend experimentell, um als Kunst-Projekt ernst genommen zu werden. Von Chanson-Pop war die Rede, von sinnlicher Elektronik und einer Stimme, die mit Feist, Björk oder Joanna Newsom verglichen wurde. Es folgten zwei ausverkaufte Tourneen und zahlreiche Festival-Gigs auf der ganzen Welt. Innerhalb von drei Wochen wurde im gleichen Studio und sogar im gleichen Raum von Clouds Hill Recordings in Hamburg der Grundstein für Album Nummer zwei gelegt: ”The Unknown”. Es ist ein dichtes, gar kompaktes Werk einer außerordentlichen Künstlerin, deren Weg gerade erst begonnen hat. Die Einzigartigkeit weiß Dillon auch live zu transportieren. Über ihr kompaktes Keyboard gebeugt, trägt sie Zeilen voller Post-Adoleszenz vor. Der Laptop spuckt Drumbeats, Bleeps und diverse Samples in akustische Zwischenräume, die der intime Gesang gerne freilässt. Flächen zur Entfaltung, Momente zum Verstehen.