Obschon beide von Beat-Man’s Voodoo-Rhythm-Label herausgebrachten Scherben schon früher im Jahr erschienen sind, gibt die Doppel-Plattentaufe von «Because Of Women», dem ersten nicht limitierten Tonträger von Roy & The Devil’s Motorcycle, und dem schlicht «2» betitelten zweiten Album von The Come’n’Go, ihrem ersten im Studio produzierten, wieder einmal Gelegenheit, einen in gebührendem Abstand zur festgeklebten Marke «Berner Rock» gesetzten Stempel für einen Abend mit rockender und rollender Musik aus der Umgebung anzubringen. Um so mehr, als sich beide Werke dadurch auszeichnen, dass sie mit der Tatsache erstaunen, in der Region entstanden zu sein.
So hat sich die Musik von Roy & The Devil’s Motorcycle, dem nun seit fünfzehn Jahren bestehenden Projekt dreier Gitarren schwingender Brüder und eines Schlagzeugers aus dem Berner Oberland, vom «Back from the Grave» Garage-Punk der Anfänge zu einer eigenständigen Mischung aus psychedelischem Country-Blues und trashigem Rock’n’Roll entwickelt. In ihrer Bearbeitung erscheint sogar ein abgegriffener Titel wie Chuck Berry’s Klassiker «Johnny Be Good» wie nie gehört, indem sie den Song zerlegen, um ihn Stück für Stück neu zusammenzusetzen und zu einem hypnotischen, sich in Zeitlupe entladenden Gitarrengewitter zu verdichten. Beeinflusst unter anderen von Velvet Underground, Spacemen 3, Howlin’ Wolf oder MC5, deuten die Assoziationen eher in Richtung weite Steppe, mit einem schweren Motorfahrrad durchquert, als in die Schweizer Alpen als Herkunftsort ihrer Musik.
Reicht die Ausdruckspalette von Roy & D.M.C. von filigranen, durch das verhaltene Zusammenspiel der drei Gitarren bestimmte Passagen, bis zu feedbacklastigen Lärm-Orgien, gibt es auf der Menukarte der Bieler Come’n’Go vor allem eins: Da wird ohne Umschweife zur Sache gegangen, laut und dreckig abgerockt und losgerollt. Über dem Beat der Schlagzeugerin ergehen sich zwei Gitarren in satten Riffs und kantigen Läufen, während der Frontmann einen der Psychiatrie entkommenen Verrückten mimt. Die Rolling Stones, wenn sie denn richtig dreckig wären, die Oblivians, von welchen ebenso wie von CCR neben ihrem eigenen Material ein Cover das Album ziert, allenfalls die Retards zieht Labelmacher Beat-Man heran, um die Musik des Bieler Quartetts zu beschreiben. Fest steht, am Ende des Abends werden die beiden Alben getauft sein, Bühne und Publikumsraum im Schweiss gebadet, die Anwesenden durchgeschüttelt und voller Freude.