Mit «Velocell» knüpfen Everest nun beinahe nahtlos an ihren Vorgänger an. Die Beats sind komplexer und die Tracks strukturierter als auf «Heimlich Maneuver». Experimentell und doch melodiös, steht die Erschaffung und Kombination neuer und oftmals ungehörter Sounds im Vordergrund. Vertrackte, trockene Beats schnellen über weite Flächen, man wähnt sich auf verschneiten Ebenen, kurz bevor die Gletscherspalte aufbricht.
Als Opener des Albums macht der Titel «Colocoll» seine Sache kurz. «Drencroms Atoll», «Rigor» und «Firegold» führen sanft in die flirrende Welt von Everest, die dann mit «Smertre» auf einem ersten, wolkigen Höhepunkt gipfelt. Die folgenden Titel bauen stetig auf bis zu Track 9, «Bolnoy Hazard», einem treibenden und aggressiven Minimaltrack. Auf «Carman» und «Velocell», den Titeltrack, folgt «3776» mit melodiösem Thema und starrem, groovendem Beat. «Wollap Wave» schwingt sich ein letztes Mal bedrohlich durch die eisigen Atmosphären, während «Lucious Kerosene» und «Saentis» versöhnlich den Bogen schliessen. Durch die 17 Tracks läuft ein roter Faden, der im Stück «Telnet» sein ruhiges, aber glanzvolles Ende findet. Haben Everest zum 10-jährigen Jubiläum das Album «Havarie» von Herpes ö DeLuxe dekonstruiert, revanchieren sich diese nun mit der Dekonstruktion von «Velocell», live dargeboten anlässlich von dessen Plattentaufe.