Reduziert auf das Maximum, so könnte die Musik von Shellac umschrieben werden. Minimalistischer Rock, knochentrocken, messerscharf und treibend dargebracht in Verbindung mit surrealen, gelegentlich an Nonsense grenzenden Texten. Auf der Bühne sind Steve Albini (git./voc.), Todd Trainer (dr/voc.), und Bob Weston (b/voc.) auf einer Linie positioniert, links und rechts thronen zwei metallische, identisch aussehende Verstärker hinter Gitarre und Bass, alte Modelle aus Russland, die zum charakteristischen Sound der Band beitragen. Zu den weiteren Eigenheiten gehört, dass Trainer die Schlagzeugstöcke verkehrtrum hält, und Albini den Gitarrengurt nicht über die Schulter trägt, sondern um die Hüfte. Zum seltenen Ritual einer Live-Darbietung gehört zudem, dass die Zeiten, da die Gitarre nachgestimmt werden muss, überbrückt werden mit einem Frage-Antwort-Spiel, in dessen Verlauf die Band Fragen aus dem Publikum beantwortet, ihren sarkastischen Humor aufblitzen lässt. Die Entspanntheit dieser Momente, im Gegensatz zur Intensität und Lautstärke ihrer vertrackten und komplexen Musik, entspricht ihrer Tour-Philosophie: Steve Albini, der schon mit Big Black und Rapeman Untergrund-Kultstatus erlangt hatte, und Bob Weston, früher mit Volcano Suns, gelegentlich noch mit Mission Of Burma und Rachel’s unterwegs, sind beide sehr gefragte Studio-Produzenten (allein Steve Albini war verantwortlicher Produzent für Leute wie P.J. Harvey, Pixies, Nirvana, Jesus Lizard, Zu, Joanna Newsom und unzählige andere), Todd Trainer bestreitet seinen Lebensunterhalt mit diversesten Jobs, darunter Schlagzeuglehrer. Wie Brick Layer Cake, die von Todd gefrontete Band, ist Shellac ein ernsthaft betriebenes Freizeit-Unternehmen. Eine Ansage in Zürich begann mit dem Lob der schönen Stadt, der schönen Leute darin, der schönen Bahnhofstrasse, der schönen Uhren in den schönen Geschäften, der schönen Banken: «We enjoyed ourselves very much this afternoon, and now you will!». Dafür, dass sie sich auch in Bern wohl fühlen werden, dass auch hier das geneigte Publikum auf seine Kosten kommen wird, und dass Bob Weston, der schon mit den Volcano Suns hier aufgetreten ist in den Anfängen – «are there still these Punks in Trailer-Homes outside?» – die Entwicklungen der Reitschule mitbekommen wird, wird der Dachstock besorgt sein.