Bis sich Mayo Thompson selbst bemüht, seine und die Geschichte des 1966 in Houston, Texas begründeten Projekts The Red Crayola zu schreiben, müssen wir uns mit deren musikalischer Dokumentation in einem umfangreichen Werk begnügen.
Von den Anfängen als Trio, zumeist in Erscheinung tretend mit einem variabel zusammengesetzten Kollektiv namens The Familiar Ugly, welches bei den Aufnahmen zum ersten Album «The Parable Of Arable Land» (1967) mit über fünfzig Mitgliedern, die vor dem Studio herumhingen, die Aufmerksamkeit eines Bikers erweckte, dessen Maschine das erste Geräusch auf dem zwei kollektive Freakouts umfassenden Album lieferte.
Von den ersten kontra-mainstream, progressiv-psychedelisch orientierten Anläufen, über die vor allem in England gelebte spät-70er, früh-80er Post Punk-Phase, während welcher er zur Begründung des Rough Trade-Labels beitrug, für das er Leute wie The Fall, Cabaret Voltaire, James «Blood» Ulmer, Stiff Little Fingers, Scritti Politti, The Monochrome Set und andere produzierte, während er selbst mit Lora Logic (X-Ray Spex, Essential Logic), Gina Birch (The Raincoats), Angus Gaye und George Orban (Aswad), Epic Soundtracks (Swell Maps, Crime & The City Solution), Pere Ubu, Art & Language und anderen zusammenarbeitete.
Von einer Free-Jazz-Exkursion in Deutschland, bis zur Rückkehr nach Amerika in den frühen 90ern, wo er längst als Ikone der keimenden Post-Rock-Szene Chicagos verehrt wurde, bald auch mit Leuten wie Jim O’Rourke und David Grubbs (Gastr Del Sol) oder John McIntyre (Tortoise) in Projekte verwickelt wurde:
The Red Crayola, welche ihren Namen nach einer Klage eines Buntstift-Herstellers zu «Krayola» wechseln mussten, haben seit der Zeit, da die Beatles und Rolling Stones die Radiowellen beherrschten, an der erdabgewandten Seite der Musikgeschichte mitgeschrieben.
Die Drogen seiner Wahl seien «Wortspiele, merkwürdige Rhythmen und melodische Dehnungen», meinte Thompson einmal, der die Fähigkeit hat, Songs zu interpretieren, und sie gleichzeitig analytisch zu durchleuchten.
«Die Stimme, die du da hörst, ist die eines menschlichen Wesens, welches eine Art Gleichgewicht in einem Raum zu finden sucht, in welchem alles seltsam befremdend und vertraut gleichzeitig erscheint. Etwas wie eine Wiedergabe, ein Bild des Lebens in diesem Song, in diesem Raum, zu diesem Zeitpunkt, unter diesen Umständen, wo jedes lyrische Bruchstück Welten von Bedeutungen in sich birgt.»