Auf seinem dritten Album widmet sich BoykottOne dem vermeintlich ruhigen Hinterland, dem „Kargland“. Der autobiografische dritte Longplayer des Rappers zeichnet ein unromantisches und dennoch differenziertes Bild vom Leben außerhalb urbaner Kreise. Während der Großteil seines sozialen Umfelds in die Städte abwandert, bleibt der Rapper seiner Heimat treu. Hier ist er hin und her gerissen zwischen Zuhause-Gefühl und Isolation, der Idylle, die er seiner Tochter bieten möchte, und der Konfrontation mit der sich immer weiter ausbreitenden braunen Suppe. Auf „Kargland“ reflektiert er diese Ambivalenz („Ich bleibe“) und lässt seine eigene Geschichte Revue passieren („Hasenjagd“, „Geschichte“). Doch das „Kargland“ ist nicht nur das ruhige Hinterland – es ist überall, in den Städten und Dörfern, in den Köpfen der Menschen. Tracks wie „Ohne schlechtes Gewissen,, thematisieren die zunehmende gesellschaftliche Kälte, das Politische Klima und die weit verbreitete Empathielosigkeit in der Bevölkerung.
„Kargland“ ist das erste Release von BoykottOne seit seinem 2012er Album „Solikonzert“. Schon mit seinem ein Jahr zuvor veröffentlichen Debüt „Angriff – die beste Verteidigung“ machte sich der Rapper einen Namen als politischer Künstler, der nicht vor klaren Positionen zurückschreckt und klar Kontra gibt. Sein Talent stellte er in den vergangenen Jahren auf zahlreichen Festival- und Konzertbühnen unter Beweis. Musikalische Schubladen stellten den Artist noch nie zufrieden, denn „ich bin nicht HipHop, und ich werd‘ es niemals sein“ (Kein HipHop). Mit einem ungewöhnlich tanzbaren Soundbild jenseits der Grenzen von Rapmusik, gepaart mit inhaltsschweren und authentischen Texten, zeigt sich BoykottOne auf „Kargland“ nun von einer er- und gewachsenen Seite. Für Gastauftritte hat sich der Rapper Haszcara, Finna, und RIVA an die Seite geholt und arbeitet mit LeijiONE als alleinigen Produzenten. Auf diese Weise hält BoykottOne seinen Kreis klein und lenkt den Fokus klar auf sich und seine eigene Erzählung. „Kargland“ ist ein Ausnahme-Album, das Alltägliches abbildet – und damit doch etwas, das in der HipHop- und Musikszene nur selten eine Stimme bekommt: Die authentische Auseinandersetzung mit dem vermeintlich ruhigen Hinterland.