2003 gründet der Bassist Marcel Stalder Dub Spencer & Trance Hill. Er veröffentlicht zusammen mit Adi Pflugshaupt (Elektronik/Sax) und Christian Niederer (Schlagzeug) fünf EPs im Eigenvertrieb, welche schon nach kurzer Zeit vergriffen sind. 2006 wird das Hamburger Label Echo Beach auf die drei Schweizer aufmerksam und nimmt sie unter seine Fittiche. Zusammen mit dem Kölner Gitarristen Manougazou entsteht das Album „Nitro“, welches in zahlreichen Magazinen Bestnoten erhält und von der deutschen „Reggae- Bibel“ Riddim zum Dub-Album des Monats gekürt wird.
Im September 2006 verlassen Pflugshaupt und Niederer Dub Spencer & Trance Hill. An ihre Stelle treten Julian Dillier (Schlagzeug), Markus Meier (Gitarre, Vocals) und Philipp Greter (Keyboards, Orgel, Melodika, Dubs), welcher auch als Produzent einen wichtigen Einfluss auf alle weiteren Veröffentlichungen haben wird. Die neue Besetzung spielt 2007 „Return Of The Supercops“ ein und zelebriert einen wuchtigen Spaghetti-Western- Monsterdub.
„Riding Strange Horses“ heißt das dritte Album (2010) der Space-Cowboys, denn die vier Schweizer haben sich einer Herde seltsamer Rösser angenommen und diese in bester Rodeo- Tradition zugeritten. Die fremden Pferde stammen aus berühmten Ställen (Metallica, Falco, The Clash, Genesis, Deep Purple, The Catch, M, Tullio De Piscopo, Grauzone etc.) und haben in den vergangenen 30 Jahren etliche Top-Ten-Platzierungen erreicht. Allerdings in Disziplinen, die mit Dub etwa so viel zu tun haben wie das rosa Schaukelpferd auf dem Album-Cover mit der staubtrockenen Wüste, in der es verlassen hin und her schwankt. Staubtrockener Humor auch bei der Songauswahl. Monumentale Pop- Klassiker, Kuschelrock und Schmuddel-Hits, der Stoff, aus dem Formel Eins
und BRAVO unsere Träume formten, Schulparty-Klassiker und wahres Kultmaterial bilden die Tracklist dieses Albums… und das alles in feinstem Dub-Style!
Mit „The Clashification Of Dub“ legen die Schweizer 2011 ihr viertes Album vor. Während sie auf „Riding Strange Horses“ auf einige Gastsänger trafen, konzentrieren sie sich auf dem neuen Werk ganz auf ihre Kernkompetenz: instrumentaler, psychedelischer Dub. Als Ausgangsmaterial knüpften sie sich zwölf Songs von The Clash vor und drehten sie so stark durch den Fleischwolf, dass sie kaum mehr zu erkennen sind. Hie und da flimmert ein Thema vorbei, stößt man auf einen bekannten Basslauf oder hört die Melodika eine Refrain-Melodie spielen. Diese wenigen
Original-Elemente dienten als Inspirationsquelle für neue Kompositionen, die eindeutig die Handschrift von Dub Spencer & Trance Hill tragen. Das Album hat weltweit viel Airplay und schafft es in den USA auf Platz 2 der College-Radio-Charts und wird nach grosser Nachfrage auch auf Vinyl veröffentlicht. In Berlin spielt die Band ein Live-Konzert für den Deutschen staatlichen Radiosender RBB.
Zu dieser Zeit beginnt auch die Zusammenarbeit mit dem Münchner Mischmeister Umberto Echo , dessen Steckbrief bereits mehrere Seiten füllt. Für sein Debutalbum DubTrain gründete das Jazzlabel Enja (Chet Baker, Abdullah Ibrahim, Rabih Abu-Khalil) eigens das Sublabel 19_Enja. Kurz darauf erschienen auf Echo Beach „Dub The World“ und „The Name Of The Dub, auf denen Echo Songs von Sly & Robbie, Seeed, Damian Marley, Stereo MC ́s und Gentleman seiner präzisen und edel klingenden Dub-Behandlung unterzog. Die Kombination aus Live-Band und Live-Mixer erweist sich als die berühmte „marriage made in heaven.“ Am Pult transformiert Umberto Echo die Riddims und Melodien von Dub Spencer & Trance Hill bis zur Transzendenz und schafft abenteuerliche Klangräume.
Der Vibe ist so gut, dass man eine gemeinsame Studio- session beschliesst. 2012 erscheint „Too Big To Fail“ und 2013 produziert Echo auch das Live-Album „Live In Dub & The Victor Rice Remixes“. Ergänzt werden die neun Live-Tracks mit sechs Remixen. Dafür konnte kein Geringerer als der New Yorker Produzent Victor Rice gewonnen werden.
2014 veröffentlichen Dub Spencer & Trance Hill „Burroughs In Dub“. Das Album zu Ehren und zum 100. Geburtstag von William S. Burroughs stellt Höhepunkt und popkulturellen Ritterschlag ihres bisherigen Schaffens dar. Mit offizieller Hilfe und Unterstützung der William S. Burroughs Foundation in den USA gelingt ihnen ein Ambient-Meisterwerk in 15 Kapiteln. Aus den verschleppten, instrumentalen, ins Psychedelische driftenden Reggae-Cut-Ups , den verwaschenen Grooves, Leerstellen und virtuosen Andeutungen und der majestätischen Langsamkeit der Riddims erhebt sich die Stimme von Burroughs , Beat-Poet, Grenzgänger, Edel-Junkie und Ikone der Gegenkultur. Die CD wird nach großer Nachfrage auf Vinyl veröffentlicht und bekommt eine eigene Japan-Edition.
Auf „Physical Echoes“ (2016) nehmen Dub Spencer & Trance Hill den eigenen Bandnamen wörtlich und spielen einen höchst trancigen, elektronischen Dub. Die Handschrift von Keyboarder und Produzent Philipp Greter ist unverkennbar. „Physical Echoes“ erscheint nur auf Vinyl mit beigelegter Bonus-CD.
Auf dem neunten Album „Deep Dive Dub“ (2016) tauchen Dub Spencer & Trance Hill tiefer als Jaques Piccards Team bei ihrem Rekord-Tauchgang in Trieste in den Sechzigern. Anstelle einer reggae-typischen Leichtigkeit dominieren schwere Grooves das meisterliche Werk, im Sinne von fett, teilweise dunkel und abgehangen. Hypnotisch ziehen die allesammt im Jazz ausgebildeten Musiker ihre Bahnen in einem Space-Rock-Dub-Elektro Gefilde. Auf einigen Tracks ist der grossartige Bruno Amstad zu hören. Der Luzerner Experimentalvokalist, der schon mit Phil Minton und John Zorn zusammenarbeitete, beeindruckt mit seinem immensen Repertoire an Sounds.
Weder sklavisch angelehnt an die großen jamaikanischen Helden der 70er noch verloren in den weiten Welten des elektronischen Dub gehen sie ihren eigenen Weg und reduzieren, abstrahieren.
Ironie ist die Waffe der Entrechteten. Und so werden Dub Spencer & Trance Hill virtuos weiterrollen – entsprechend ihres Namens – über die Schalter und Dioden der Mischpulte dieser Erde.