Auf ihrem neuen Album nehmen Puts Marie das Publikum mit in handgemachte Taubenschläge, zerfallene Hotels und schummrige Sexclubs. Töne, Geräusche und Rhythmen aus unterschiedlichsten Richtungen fügen sich zusammen zu düsteren Stimmungsbildern mit einer eigenen kompromisslosen Ästhetik, fernab von klassischen Songstrukturen. Oft ruhig, immer intensiv, zwischendurch treibend und sogar mit einem Hauch von verführerisch trauriger Schönheit. Wer es wagt, sich darauf einzulassen, wird gefesselt und kommt nicht mehr los. Mit der Musik ist es wie mit dem Whisky: Wirkliche Tiefe entsteht nur durch langes Reifen. Diese Reifezeit hat sich Puts Marie aus Biel genommen. Seit der Gründung vor mehr als zwanzig Jahren hat sich die Band ständig weiterentwickelt und neu erfunden. Sie hat mit Zutaten von Indierock über Jazz bis zu Rap experimentiert, ohne sich je in einer Schublade festzusetzen. Auf dem neuen Album «Pigeons, Politicians & Pin-Ups During the Endtime of Mankind», das im September 2024 erscheint, mischen die fünf Musiker das breite Spektrum an Ingredienzien aus ihrem Küchenschrank gezielt und mit dem richtigen Mass zu einem ganz eigenen tiefgründigen Sound.War das letzte Album komplett improvisiert, hat sich Puts Marie nun wieder auf Songs konzentriert, allerdings ohne sich um Strophe-Refrain-Schemen, Radiotauglichkeit oder andere Erfolgsrezepte zu kümmern. Langsam aber unaufhaltsam bauen sich klangliche Landschaften auf, verschmelzen die Töne und Rhythmen zu einem reissenden Strom, der auch mal überraschend in einen friedlichen See mündet, in welchem sich dann aber beim genauen Hinhören wieder gefährliche Strömungen abzeichnen. Die prägenden Zutaten sind ein reduzierter Gitarrensound, die anachronistischen Klänge der Farfisa-Orgel, pulsierende Rhythmen von Bass und Schlagzeug und darüber die eindringlichen Geschichten, die oft beinahe sprechend, dann aber auch wieder in mehrstimmigen Harmonien erzählt werden. Kein Instrument steht im Vordergrund, stattdessen hat die Musik reichlich Raum, um sich voll zu entfalten und im vielschichtigen Zusammenspiel eine hypnotische Kraft zu entwickeln. Entstanden sind die sechs Songs weitgehend im Übungsraum. Unfertige Ideen und Fragmente wurden gemeinsam bearbeitet, durch den Fleischwolf gedreht, gebruzzelt, geköchelt, geräuchert, bis sie vom ersten bis zum letzten Bissen nach Puts Marie schmeckten, rochen und klangen. Festgehalten hat Puts Marie das alles auf handfestem Tonband, stets auf dem schmalen Grat zwischen Rohheit und Raffinesse. Ein eigensinniges Album, das die Hörerinnen und Hörer mitnimmt auf eine Reise bedrohlichen Abgründen entlang, sie aber nie abstürzen lässt und immer mal wieder einen Hoffnungsschimmer am Horizont aufblitzen lässt.