Entsteht eine neue Szene, dann treiben meist eine Hand voll Leute die Entwicklung maßgeblich voran. Sie vereinigen in sich eine Vielzahl von Funktionen, sind zugleich Musiker, DJ, Produzent, Labelmacher, Layouter, Journalist, Promoter und Betreiber von Plattenläden, Clubs oder Bars.
Mit der Zeit differenziert sich diese Ansammlung von verschiedenen Aufgaben in der Regel aus. Arbeitsteilung lautet das Stichwort. Insofern könnte man beim Kölner Richard Riley Reinhold von einer Art Fossil sprechen. Seit den Anfangstagen von Techno aktiv, verbindet er noch heute eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen in seiner Person.
Den größten Bekanntheitsgrad erreicht er durch seine Arbeit als DJ und Produzent. Dabei bedient er sich der beiden Pseudonyme Triple R und RRR. Seit Mitte der 80er Jahre legt er regelmäßig auf. Zunächst vor allen Dingen in Köln, wo zu jener Zeit Indie, Wave und Punk in den Clubs den Ton angeben.
Erst zu Beginn der 90er Jahre übernehmen House und Techno das Regiment. Als einer der ersten Discjockeys legt Riley Reinhold elektronische Tanzmusik auf und prägt damit die Szene in Köln von Beginn an entscheidend mit.
Seinen Beruf als Journalist übt er gleichzeitig aus und schreibt für die Musikzeitschriften Spex und Frontpage. Auch hier dreht sich alles um elektronische Musik. Nach dem Konkurs des Techno-Blatts Frontpage Ende der 90er wechselt Reinhold zum Nachfolger de:Bug, das elektronische Musik nicht nur als künstlerisches Phänomen, sondern als umfassenden Lebensentwurf versteht und sich dessen journalistischer Aufarbeitung verschrieben hat.
Die Scharnierfunktion als DJ und Journalist mag auch ein Grund sein, warum ihn das Goethe-Institut 1998 als Kulturbotschafter nach Argentinien schickt. Mit der dortigen Vielfalt und Vitalität der Szene konfrontiert, gründet Riley Reinhold bei der Rückkehr zusammen mit seiner Frau Jacqueline Klein das Label Traum Schallplatten. Dort erscheinen seither immer wieder unbekannte Artists.
Die “Interkontinental”-CDs geben jährlich einen Einblick über die neuesten Entdeckungen der Traum-Macher. Nicht selten schaffen die Produzenten so den Sprung ins professionelle DJ- und Produzentengeschäft. Dominik Eulberg, Dinky, Extrawelt und Minilogue sind Acts, deren Aufstieg maßgeblich mit Traum Schallplatten verknüpft ist.
Über die Jahre kommen mit Trapez, Trapez LTD, My Best Friend und Paintwork eine ganze Reihe neuer Labels zum Mutterlabel Traum Schallplatten hinzu. Stilistisch decken sie die gesamte Bandbreite von Ambient über Dub bis hin zu House und Techno ab. Der eindeutige Fokus liegt aber auf tanzflächentauglichen Tracks. Die Clubkompatibilität zeichnet die Produktionen Riley Reinholds aus, die er seit 2004 auf seinen Labels veröffentlicht. Sie stehen jedoch immer etwas im Schatten seiner Tätigkeit als Discjockey.
Er spielt zahlreiche Mix-CDs ein, die erste davon 2002 für das Kölner Label Kompakt. Später präsentiert er regelmäßig die neuesten Releases von Trapez als DJ-Set. Sie bescheren ihm auch in zunehmendem Maße Bookings, die ihn rund um die Welt führen. Bei den Partys seiner Labels steht Richard Riley Reinhold auch immer am Mixer. Für den Workaholic sicherlich eine der Arbeiten, bei denen sich am besten entspannen lässt.