Zeal & Ardor – Devil Is Fine
Beschwört die Kinder, denn heute Nacht erwacht er…
Emanzipation. Verdammung. Blasphemie Extase. Rache. Erlösung. Rebellion. Befreiung.
Betrachte dies als eine Einladung zu den transzendierenden, wandelnden, satanistischen Spirituals von Devil Is Fine.
“Nichts, dass dieses Jahr erschienen, ist seltsamer, unergründlicher oder wunderbarer als Zeal & Ardors Devil Is Fine”, preist Rolling Stone und nennt das Debutalbum eine Traumwelt unendlicher Möglichkeiten. Die Kreation des schweiz-amerikanischen Songwriters/Soundscapers Manuel Gagneux ist ein künstlerisches Artefakt wie kein anderes: Eine Melange aus Black Metal, Field Recordings, Delta Blues, Jazz, Ring Shouts, Spieluhrmelodien, verglitchten Hip-Hop Beats, Soul und Gospel – alles im Dienste des Teufels. Es ist das provokativste, anspruchsvollste, innovativste und schlichtweg individuellste Album des Jahres. Es sind Aufnahmen, die Genrerahmen sprengen und ein dunkles, diabolisches Universum für sich selbst kreieren.
“Es ist, als würde man durch die amerikanische Sklavenepoche wandern und durch das Dickicht eine Chain Gang bei satanistischen Riten beobachten“ meint Manuel Gagneux und gewährt einen Blick in die verlockende Welt um Devil Is Fine.
“Was wäre wenn die Sklaven in Amerika das Christentum abgestossen und sich stattdessen den Satanismus zu Eigen gemacht hätten? Wenn der aufgezwungene ‘Wille Gottes’ sie dazu getrieben hätte mit der Kraft Satans zu rebellieren? Das ist die Welt in der Devil Is Fine seine Wurzeln hat.”
Das Konzept, dass Devil Is Fine untermauert, fand Gagneux auf einem unkonventionellen Weg, namentlich über die Foren der berüchtigten 4chan Webseite. 2014, als Gagneux in Harlem, New York Musik unter dem Pseudonym Birdmask produzierte, schrieb er anonym in das Musikforum und lud die Forummitglieder ein ungleiche musikalische Genres zu nennen, die er innert 30 Minuten in einem neuen Song verschmelzen würde: Einer solchen Aufforderung nachgehend ,schlug ein Mitglied des Forums dem Schweizer Musiker vor, er solle Black Metal mit “Nigger Music” kombinieren, eine absichtlich abstossende und widerwärtige Provokation, die Gagneux nichtsdestotrotz als “thematisch interessante Idee” in Erwägung zog.
“Ob ich beleidigt war?” fragte man ihn bezogen auf den blanken Rassismus des Posts, denn er selbst ist Afroamerikaner. “Nein, das ist einfach 4chan. Beleidigt zu sein bedeutet den Idioten und Fanatikern Einfluss zu gewähren, den sie nicht verdienen. Aber als ich die Idee in Betracht zog, sah ich ein gewisses Potential und eine Attitüde in den Sklavengesängen und Work Songs die ich mit dem Trotz und der Aufsässigkeit des norwegischen Black Metals gegenüber dem Christentum, das ihre Kultur zerstörte, in Verbindung brachte. Damit hat das Experiment eigentlich angefangen.”
“New York ist eine riesige, überwältigende und endlos stimulierende Stadt, in der Sachen kreiert werden die für einen Musiker sowohl einschüchternd wie auch inspirierend sein können.” fährt er fort. “Es zwingt dich originell zu sein, denn jede Art der Musik wird bereits besser gemacht als du es je machen könntest. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass diese Art von Musik noch niemand vor mir gemacht hat”.
Bereits als Teenager ein Fan von Black Metal -“Es war die extremste Musik die ich kannte, ich war damals ziemlich isoliert und dachte, nur die verstehen mich’” – tauchte Gagneux in historische Aufnahmen von Work Songs, Spirituals und Prison Chants ein, die vom Archivisten, Folkloristik- und Ethnomusikologen Alan Lomax und dessen Vater John Lomax für die amerikanische Kongressbibliothek in Washington DC gesammelt wurden. Er begann dieses Material mit seiner Liebe zur Musik von unorthodoxen Künstlern von Tom Waits über Portishead, Captain Beefheart zu Mr Bungle zu kombinieren und seine eigene massgeschneiderte Musik nahm langsam Formen an.
“Obwohl diese Lomax Aufnahmen oft gar keine Instrumentation haben, teilen sie alle eine schwere implizierte Synkopierung, die einen an der Seele packt und Köpfe zum nicken bringt.” meint er. “Es ist so schön und spirituell, dass ich es einfach versuchen wollte. Ausserdem mochte ich schon immer Musiker, die ihre eigene Welt schaffen, die so Songs schreiben wie andere Geschichten zu Papier bringen und einen in ihr Universum mitnehmen. Das war die Herausforderung mit Zeal & Ardor.”
Mit einem hervorstechenden Artwork auf dem einem Robert Smalls (ein heroischer Sklave, der während des Bürgerkriegs geflüchtet ist und danach eine politische Karriere verfolgte) ist das Resultat eine der originellsten, mutigsten und subversivsten Aufzeichnungen die je aus der Black Metal Szene hervortrat. Von der rohen, hypnotischen Call-and-Response Teufel Lobpreisungen des Titeltracks zum finsteren, jazzigen Bayousumpfgroove von What Is A Killer Like You Gonna Do Here? über der Kammermusik-Blastbeat Reihung von Children’s Summon und der desorientierenden dreiteiligen Sakrilegium Suite ist Devil Is Fine eine hervorragende künstlerische Aussage, die Zeal & Ardor als eine der erfinderischsten neuen Stimmen der Undergroundmusik markiert. “Es gibt viele, viele Experimentalmusik- Metal, Noise, oder andere -Alben da draussen, aber keine hört sich so menschlich an wie diese” bemerkte Noisey.
“Die Reaktionen sind sehr verschieden, aber immer leidenschaftlich” lacht Manuel Gagneux. “Da gibt es viel Hass von der Black Metal Puristenecke, aber auch viel Nettes von Leuten, die vielleicht nicht einmal primär Black Metal hören. Ganz ehrlich gesagt wüsste ich nicht ob ich meine Musik strickt Black Metal nennen würde, aber es macht immer Spass den Elitedenkenden auf die Füsse zu treten.”
Jetzt wo Devil Is Fine von MVKA im Februar 2017 herausgegeben wird und der allerersten Zeal & Ardor Tour, – mit einer Show auf dem legendären Roadburn Festival – die für April/Mai gebucht ist, freut sich Manuel Gagneux verständlicherweise auf das bevorstehende Jahr. Obwohl seine Musik ihre Wurzeln in Amerikas schwieriger
Vergangenheit hat, liegt der Fokus des jungen Musikers stets in der Zukunft und in der Absicht seine ketzerischen satanistischen Spirituals einer Welt die zunehmend Trost und Erlösung sucht, zu geben.
“Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass das Konzept für einige Problematisch sein kann. Seien es Rechte, die Black Metal nicht gerne mit schwarzer Musik vermischt sehen, oder Linke die was ich mache, einem kulturellem Diebstahl oder Sakrileg gleichstellen. Mir geht es darum Barrieren zu brechen.” sagt er. “Ich finde es traurig, regressiv und isolationistisch zu sagen, dass Kultur nur einer spezifischen Ethnie oder Gruppe gehört. Für mich bedeutet Musik Freiheit und da ist etwas echtes, befreiendes in den Spirituals, das ermutigt und adelt. Es it OK sich angegriffen zu fühlen, Zeal & Ardor ist nicht für jeden/jede. Aber eine Aufgabe der Kunst ist es zu provozieren und herauszufordern und falls es auch nichts anderes ist, denke ich, dass Devil Is Fine dies definitiv gelingen wird.